Escaping Light. Kleinplastiken 2014–2024

Date : 9. Januar 2025

Für die Werkgruppe der Kleinplastiken habe ich in Kooperation mit dem Designer und Kulturwissenschaftler Andreas Rauth einen Katalog produziert. Auf mehr als hundert Seiten wird ein Überblick über die seit 2014 entstandenen Plastiken im kleinen Format ausgebreitet.

Figur, Wesen, Objekt sind die die drei Motivgruppen, die sich innerhalb der Kleinplastiken unterscheiden lassen und nach denen der Katalog aufgebaut ist. Während die Figuren in der Hauptsache aus Modelliermasse geformt sind, handelt es sich bei den anderen beiden Gruppen fast ausschließlich um bemalte Fundstücke aus Stein oder Holz. […]

Farbe und Form sind hier die dominierenden Faktoren. Bei der Motivgruppe der ›Figuren‹ ist die Vereinigung von Farbe und Form, im Sinne von Alexander Archipenkos Skulpto-Malerei, in der Regel gegeben. Etwas anders stellt sich die Situation bei den Kategorien ›Wesen‹ und ›Dinge‹ dar. Hier liegt fast immer ein Kontrast vor. Farbe überdeckt das Material, ohne dabei dessen Herkunft zum Verschwinden zu bringen. Man sieht ihnen immer noch an, dass es sich beispielsweise um Treibholz handelt, welches am Strand aufgelesen wurde, oder um Teile abgebrochener Äste, die vielleicht nach einem Sturm am Wegesrand lagen.

Aber die Lineatur und die Aufteilung der Farbflächen folgen selten der Materialstruktur, in den meisten Fällen legen sie eine neue Schicht über die vorhandenen Muster. Streifen, Netze, Bänder umwinden die mineralischen und hölzernen Fragmente und geben ihnen ein neues Kleid, das den oft verblüffenden Mustern ähnelt, mit denen viele Tiere ihre Anatomie verschleiern oder eine gänzlich andere vortäuschen. Die Fellzeichnungen von Raubkatzen, das Gefieder mancher Vögel, die farbigen Muster auf der Haut von Amphibien oder Insekten sind bekannte Beispiele. Durch das malerische Werk von Riemer-Sartory schon vorbereitet, finden solche Muster in den Kleinplastiken ihre Fortsetzung. –– (Auszug aus dem Katalogtext, für diesen Artikel leicht abgeändert.)

Die Kleinplastiken belegen einen herausragenden Platz im Werk von EM Riemer-Sartory, weil es ihr damit gelingt – ähnlich wie bei den ›Ikonen‹, aber verspielter –, Arbeiten genau auf der Schwelle zwischen Kunst und Natur herzustellen; in denen nicht nur das Kräfteverhältnis von Form und Farbe immer wieder neu ausgehandelt, sondern auch die Kunst in der Natur und die Natur in der Kunst sichtbar wird.

»Escaping Light (Bild unten) aus dem Jahr 2024 ist eines der jüngsten Werke. Die 50 cm lange, 30 cm breite und 30 cm hohe Arbeit besteht aus einem tellerförmigen Sockel, auf den ein Holzstück montiert ist, das den eigenwilligen Tafelbergen des amerikanischen Monument Valley ähnelt. […] Das intensive Orange der zerfurchten Oberseite gleitet an den senkrechten Wänden allmählich über in ein sehr dunkles Aschgrau, bis es sich endlich im Schwarz des Sockels auflöst. Man kann die letzten Strahlen der untergehenden Sonne über dem Monument Valley sehen.

Es wäre der Arbeit aber nicht angemessen, wollte man darin ein Modell dieser Landschaftsformation sehen; Escaping Light ist vielmehr die Beobachtung des entweichenden Lichts – das Farberlebnis steht im Vordergrund. Da es sich um eine Plastik handelt, bleibt die Farbe zwangsläufig an eine Form gebunden, es ist nicht möglich, das reine Farberlebnis davon abzulösen. Die Beziehung zwischen Farbe und Form tritt hier auf eine subtile, aber nicht weniger markante Weise vor Augen, und zwar weil sie, wie Archipenko sagt, optisch und geistig miteinander vereint sind.« –– Aus dem Katalogtext (©A. Rauth).

  • Sie haben Interesse an dem Katalog?Dann senden Sie bitte eine Mail an e.m.riemer-sartory(at)gmx.de, ich schicke Ihnen gerne ein Exemplar zu.
  • EM Riemer-Sartory – Escaping Light. Kleinplastiken 2014–2024. Mit einem Essay von Andreas Rauth. Erschienen: 2024, 124 Seiten, 21 x 21 cm, Broschur.
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